„Man hätte es wissen müssen" Prälat Günter Assenmacher beklagt bei der Diskussion in Oberpleis Kommunikatonsmängel im Vatikan
von Helmut Herles
OBERPLEIS. Die Auseinandersetzungen innerhalb und außerhalb der katholischen Kirche nach der Aufhebung der Exkommunikation von vier Bischöfen der Pius-Brüderschaft bewegen viele Menschen. Das erwies sich im voll besetzten Propst-Gerhard-Saal neben der St. Pankratiuskirche von Oberpleis.
Der Pfarrgemeinderat von St. Margareta in Stieldorf unter Vorsitz von Lydia Last-Sieben hatte dazu als besonders sachkundigen Referenten den obersten Kirchenjuristen des Kölner Erzbistums, Offizial Prälat Günter Assenmacher, eingeladen. Der stand auch deshalb gern Rede und Antwort, weil er aus dem benachbarten Scheuren stammt. Neben ihm am Podium der Leiter des Pfarrverbandes, Pastor Udo Maria Schiffers, ein Schüler des Professors Joseph Ratzinger (Benedikt XVL.), und der Pfarrvikar von Oberpleis, Ferdi Vater.
Assenmacher erwies sich in freier und mit rheinischem Humor gewürzter Rede als kritischer Kopf. Sowohl angesichts der eigenen Kirche, vor allem der römischen Kurie. In ihr hätte er nach der "Panne" bei der Aufhebung der Exkommunikation der vier Bischöfe, darunter trotz einer alarmierenden Vorab-Meldung des „Spiegel" eines Holocaust-Leugners, zumindest den Rücktritt des dafür verantwortlichen Kardinals erwartet.
Assenmacher sprach sogar von einer Katastrophe. „Man hätte es wissen können, man hätte es wissen müssen." Er beklagte Mängel der Kommunikation im Vatikan und dessen ungenügende Pressearbeit. Er kritisierte aber noch mehr die „Medien-Kampagne" gegen den Papst, eine ungenügende Differenzierung in der Öffentlichkeit. Man habe zu selten unterschieden, dass es trotz der Aufhebung der Exkommunikation bei der Amtsenthebung, der Suspension, der vier Bischöfe geblieben sei. Für ihn ist nun die Nagelprobe, ob sie dennoch wieder Priester weihten. Das müsste dann kirchenrechtliche Konsequenzen haben. Der Kern seiner Rede war jedoch die positive Botschaft, dass dieser über jede Holocaust-Leugnung erhabene Papst die Gültigkeit des gesamten Zweiten Vatikanischen Konzils betone, woran sich die Pius-Brüderschaft messen müsse, wenn sie nicht im Schisma, in der Spaltung, verharren wolle.
Das Konzil sei nicht statisch zu begreifen, sondern ein Prozess, „den wir alle in der Kirche fortschreiben, nicht nur der Papst und die Bischöfe." Assenmacher erinnerte an das Bild von der Kirche als Mutter, die man genauso lieben und achten könne wie die eigene Mutter, auch wenn man im Lauf des Lebens deren Mängel und Fehler erkannt habe. Das Referat und die Fragen der Zuhörer bestätigten die Schlagzeile der Einladung an den gesamten Pfarrverband: „Kein Zurück hinter das Konzil".
Quelle: General-Anzeiger vom 02.03.2009
|